Ein Gedicht von Katharina Wulkow über das, was uns zusammenhält.
Schreibprompt: Überlege, wann du das letzte mal jemandes Fassade hast wanken sehen. Schreibe ein Gedicht darüber.
Ein Gerüst. hat das letzte Jahr vorm Einsturz bewahrt. hat Knochen in Verankerungen gesichert, Kopf auf Hals stabilisiert. Wie ein Korsett. die Gefühle zusammengeschnürt.
Wie bleiern muss die Schwere auf dir gelegen haben. damals. Wie muss sie dir die Lungenflügel zerdellt haben. nachts. Was ist da schon meine
Luft
hab ich gedacht
und jetzt
schwankt die Fassade aus Stahlrohren. Flaches Atmen führt zu Dauerschwindel. Da ist
nichts mehr zu tun
nichts mehr zu tragen
dich nicht
Hoffnung nicht
nur etwas Leeres ohne Körper
und
der Kerl war bedeutungslos der Kater schon viel schlimmer die Nächte kälter das Fieber höher das Essen fader der Himmel fahler ich weiß das alles halb so wild
aber
Knochen krachen, Rücken knickt, Nähte reißen und etwas Schwarzes gießt sich vor mir auf den Teppich und ich falle hinein, werde zu Brei, zu nichts als zähem Brei, der in den Boden sickert.
So verweile ich eine Weile.
Irgendwann werde ich trocknen. mich neu zusammensetzen
zu
Katharina Wulkow
Ich schreibe, um einzufangen, was manchmal zu diffus erscheint. Um in Worte zu fassen, was zwischen Menschen passiert und oft kaum greifbar ist. Zu meinen Veröffentlichungen gehören diverse Kurzgeschichten und Gedichte in Anthologien und Literaturzeitschriften, u.a. in entwürfe, DreckSack, mosaik, mischen und MAULhURE. Zuletzt auch in der Ausgabe 6 des turtle magazin(e).
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