Die von Beri handgemachten Schmuckstücke aus Silber und (Halb-)Edelsteinen.
KÜNSTLER:INNEN INTERVIEW
Heute mit Silberschmiedin Berivan
- Ein Interview von Pia Stautner
Beri macht Silberschmuck – mit viel Zeit und Liebe. Angefangen hat alles mit der Leidenschaft zu Schmuck und Kunst. In diesem Interview werden interessante und inspirierende Einblicke in die kreative Schaffensphase einer Hobby-Silberschmiedin geboten.
Beri, ...
Was bedeutet Kunst für dich?
Das ist eine spannende Frage, weil ich mir schon oft Gedanken darüber gemacht habe. Ich hatte ganz lang dieses klassische Bild von Kunst im Kopf - Bilder, Ausstellungen, vielleicht auch Theater und Musik, berühmte Maler:innen etc., bis ich vor paar Jahren mit do-it-yourself-Kunst angefangen habe. Zum Beispiel habe ich Zauberstäbe für meine Freunde gemacht, weil die so Harry Potter Fans sind, und habe mich in verschiedene Richtungen hin ausprobiert, weil ich mich darin kreativ ausdrücken konnte. Deswegen glaube ich, dass Kunst eine Ausdrucksform von Menschen ist und alles sein kann.
Wie bist du zum Silberschmieden gekommen?
Ich trage und trug schon immer leidenschaftlich Schmuck. Früher habe ich gerne mit Perlen gearbeitet, was mir persönlich immer etwas zu bunt war, deswegen habe ich sie nicht getragen, sondern an Freunde verschenkt. Auf den Philippinen im Jahr 2019 hat es dann damit angefangen, dass ich auf einem Markt Lavastein- und Lapislazuliperlengekauft habe und sich mir die Frage stellte, was ich jetzt damit mache. Mit Bastelschere und Draht habe ich schließlich die ersten Ringe gemacht. Auf einer Vernissage habe ich dann eine sehr inspirierende Dame gesehen, die selbst viel Silberschmuck und tolle Ohrringe trug, und bin auf sie zugegangen, um zu fragen, wo sie den Schmuck denn herhätte, und sie meinte, dass sie selbst ein Schmuckstudio besitzt. Nachdem wir uns dann gut angefreundet hatten, bot sie mir an, einen Kurs bei ihr zu machen, und so habe ich die wichtigsten Techniken erlernt.
Meinen ersten Ring (gehämmerter Silberring) trage ich selbst gerne und oft und ein Anhänger mit rotem Jaspis wurde ein Geburtstagsgeschenk für meine Mutter.
Hast du Schmuckstücke, die du am liebsten fertigst, und wer und was inspirieren dich dabei?
Ich folge vielen Schmuckdesigner:innen, Schmied:innen und lapidary artists auf Instagram, v.a. aus den USA (Kalifornien, Arizona, Texas – hauptsächlich Türkisedelsteine), weil das Edelsteinvorkommen dort sehr hoch ist. Inspiriert davon habe ich angefangen selbst mit Edelsteinen zu arbeiten, momentan jedoch probiere ich mich eher andezenteren Formen, Materialien und Steinen aus. Dafür arbeite ich viel mit Textur auf dem Silber und lasse dafür die Steine weg. Außerdem hole ich mir viel Inspiration von Menschen, deren Schmuck mir gefällt. Ich spreche sie dann einfach an und schaue mir an, mit welchen Techniken z.B. ein Ring gefertigt wurde.
Entsteht die Idee eines Schmuckstückes vor oder während der Fertigung, und wie kann man sich den Prozess von Auftrag über Fertigung bis hin zur Fertigstellung vorstellen?
Bei Aufträgen ist es einfach, da ich weiß, was am Ende dabei rauskommen soll. Wenn ich Schmuck für mich mache, dann probiere ich sehr gerne eine Vorstellung im Kopf aus und experimentiere ein bisschen rum. Die Idee entwickelt sich dann während des Prozesses. Das kann auch mal schiefgehen, doch das Schöne am Schmuckmachen ist, dass man z.B. die Drähte auch wieder aufmachen kann und dann beginnt man wieder von vorne.
Zum Prozess an sich – ich arbeite zuhause an meinem Schreibtisch auf einem Backblech mit Lötunterlage. Mein Grundstockwerkzeug habe ich mir auf den Kurs hin nach und nach gebraucht und neu gekauft. Ich erleichtere mir die Arbeit etwas, indem ich Platten, Silberdrähte und Fassungsdraht für die Steine bereits vorgefertigt kaufe. Dann schneide ich mir alles zurecht, löte, poliere und am Schluss wird der Stein eingesetzt.
Was machst du während des Schmiedeprozesses?
Ich höre ganz viele Podcasts. Es kann durchaus passieren, dass ich nach dem Frühstück den ganzen Tag bis in die Nacht hinein an meinem Schreibtisch sitze und arbeite.
Würdest du das Schmieden als Arbeit oder Hobby beschreiben?
Ich würde mich persönlich als Hobby- und Amateur–Schmiedin bezeichnen, weil ich es nur mache, wenn ich auch wirklich Bock darauf habe. Für mich ist das Schmieden ein Moment des getaways. Wenn ich zum Beispiel nicht mehr socialisen kann oder keine Lust auf Nachdenken habe, dann mache ich Schmuck und die Zeit vergeht wie im Flug – für mich ein extremes Runterkommen. Deswegen würde ich es primär als Hobby beschreiben.
Schmieden kann jedoch auch Arbeit bedeuten, aber Arbeit in dem Sinne, dass man nach langen Aufträgen manchmal keine Motivation und keine Lust mehr hat weiterzumachen. Man kann es auch nicht mit einer Schreibblockade vergleichen, da ich immer weiß, was und wie ich es machen muss, aber darauf habe ich manchmal einfach keine Lust. Wenn die Phase der Inspiration und des Designs vollendet ist, kommt das Feilen, und ich hasse es zu feilen –, – leider macht das den Großteil des Schmiedens aus. Aber das Polieren und das Setzen der Steine machen dann wieder Spaß und man kann diese Unlust überwinden.
Wie soll es mit deiner Schmiedekunst weitergehen?
Momentan soll es noch ein Hobby bleiben, weil mein Studium und mein Nebenjob sehr arbeitsintensiv sind und mir wichtig ist, dass es weiterhin ein getaway bleibt, etwas, das ich nur für mich mache. Ich produziere meistens nur auf Auftrag, weil die Materialpreise sehr hoch sind. Deswegen kaufe ich die Materialien sehr bedacht und entwerfe dann Ideen, die ich auf Instagram teile, und vergebe die Slots der verschiedenen Schmuckstücke dann an Freunde, Freunde von Freunden und Familie. Leider geht es vielen jedoch nur um den Preis, und nicht um den Prozess und um die Passion und das nervt mich.
Was ist dein Lieblingsschmuckstück und was ist seine Geschichte?
Ich muss kurz drüber nachdenken. -
Generell ist es geil und ultra schön, Freunde mit meinen Schmuckstücken zu sehen. Das ist ein unglaublich schönes Gefühl, weil ich da viel Zeit und Liebe reingesteckt habe, da es mir wichtig ist, dass es meinen Freunden auch gefällt, was ich mache. Ein Schmuckstück, das ich selbst besitze und gerne habe, ist der Goldring mit Onyx meiner verstorbenen Oma, den sie damals von meinen Opa bekommen hat und den sie nur sonntags trug. - Ich dafür trage ihn jeden Tag.
Vielen Dank für deine inspirierenden Antworten und Einblicke!
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